Bald jedes zweite Auto made in China?

Bald jedes zweite Auto made in China?

 

Deutschland – Autoland. So war es immer. Marken wie Mercedes, Volkswagen, BMW oder Porsche kennt man auf der ganzen Welt. In China gibt es sogar eigene Markennamen: BMW heißt beispielsweise bao ma, oder „wertvolles Pferd“. Es ist noch nicht so lange her, da wollten in China alle einen VW Jetta fahren, aber diese Zeiten sind vorbei. Denn jetzt liefern die Chinesen E-Autos nach Europa. Und die werden immer mehr – und immer besser. Das ist die Verkehrswende im globalen Maßstab.

 

Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin (mit meinem Benziner, ich gebe es ja zu), fällt mir auf, wie viele E-Autos jetzt schon auf unseren Straßen unterwegs sind. Hier in Frankfurt sieht man besonders viele Teslas, Stückpreis ab 50.000 Euro. Aber nicht nur. Es gibt auch VW, Hyundai, Skoda. Und neuerdings immer mehr BYD, Aiways, Jac oder Nio. Diese chinesische E-Autos sind auf dem Vormarsch. Eine PWC-Studie rechnet vor, dass schon 2025, also in nur drei Jahren, Europa mehr Autos importiert als exportiert. So könnte also das Autoland Deutschland den Anschluss verlieren. Oder werden die Autobauer hierzulande in der Lage sein nachzulegen? Immerhin sollen ja ab 2035 keine Brennstoffmotoren mehr gebaut werden. In den nächsten 13 Jahren wird sich also der Wettbewerb entscheiden. Gut möglich, dass schon bald jedes zweite Auto in China hergestellt wird.

 

Warum sind chinesische E-Auto so stark nachgefragt? Erstmal: chinesische Autos sind günstig, aber dennoch gut. Mit anderen Worten: Hier hat man das Gefühl, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Zudem liefert China auch die Batterien; hier ist das Land der Mitte Weltmarktführer. Ein Auto ist stets das Endprodukt einer komplizierten Lieferkette. Wer sie beherrscht, ist der Konkurrenz voraus. Experten glauben schon jetzt, dass China einen Vorsprung von zehn Jahren hat. Viele chinesische E-Autos bringen heute schon Technik von morgen mit, auch wenn einiges davon noch wie Spielerei wirkt (siehe den Sprachassistenten Nomi von Nio, der als lustiges, rundes Männchen auf dem Armaturenbrett hockt).

 

Und die Chinesen zeigen, was sie haben. Für den Autosalon in Paris (fand vom 8. bis 23. Oktober 2022 auf der Paris Expo statt) hatten zahlreiche europäische Hersteller abgesagt. Dafür konnten sich Besucher die neuesten E-Auto-Modelle aus China ansehen. Große Autovermieter wie SIXT haben bereits angekündigt, ihre Flotte mit chinesischen E-Autos aufzustocken. Bis 2030 sollen dann die meisten Leihwagen elektrisch fahren.

 

Für den Exportweltmeister Deutschland keine guten Nachrichten. Es wäre also längst an der Zeit, Anschluss an die Weltspitze zu halten –eben nicht nur mit Luxuslimousinen von 50.000 Euro und mehr, sondern auch mit Autos für Durchschnittsverdiener.